Auch dieses Jahr ging es für 3-West wieder auf Apfelernte. Der Kontakt zur Apfelbaum-Wiese war über die Mosterei Gugel zustande gekommen, bei der wir später die Äpfel zum Saft weiterverarbeiteten. Zu neunt sammelten wir (meistens) fleißig die heruntergefallenen Äpfel, füllen Kiste um Kiste und genossen die noch wärmende Oktober-Sonne.
Ein paar Stunden und zweimal gefüllte Kofferräume später ging es mit Auto und Rädern wieder zurück nach Hause, bzw. für die Äpfel zur Mosterei Gugel. Dort wurden sie am nächsten Tag durch verschiedene Maschinen geschickt, deren Funktion und Aufgabe den zwei mithelfenden 3-Westlerinnen freundlich erklärt wurden.
Nachdem die gepressten Äpfel in Form des Apfelsafts abgefüllt waren, wurden die 180 Liter in das zum Glück nahegelegene Fichtehaus geschoben und dort mit der Hilfe der Mitbewohnis ein paar hundert Stufen hinaufgetragen.
Lange werden wir jetzt von unserem lecker frischem Apfelsaft zehren können, dessen Entstehung wir von Apfel bis Saft miterleben durften.
Leonie, 10/22
Plätzchen für die Nachbarschaft
Zu Beginn der Adventszeit überlegten wir, vom Gremium Information&Öffentlichkeit, wie wir unserer Nachbarschaft eine kleine vorweihnachtliche Freude bereiten könnten. Und so nahmen wir uns einen Abend Zeit, um Teig zu kneten, Plätzchen auszustechen, in den Ofen zu schieben und einzutüten – ein paar davon landeten natürlich auch mal ab und zu in unseren Mündern. Außerdem ließen wir unserer Kreativität freien Lauf und schrieben Weihnachtskarten, auf die wir mit der Linoldruck-Technik ein Kerzenmotiv druckten. Während im Hintergrund weihnachtliche Musik lief, um uns in Adventsstimmung zu bringen, produzierten wir so knapp 100 Weihnachtsgrüße, denn wir haben doch einige Nachbarsleute um uns herum. Wir hoffen wir konnten damit eine kleine Freude bereiten. Frohe Weihnachten!
Leonie, 12/22
Rundumerneuerung
Unser gelbes Haus ist in die Jahre gekommen: das hat leider vermehrt zu verstopften Rohren und Rohrbrüchen geführt. Daher ist es Zeit reif für eine umfassende und aufwändige Renovierung, bei der das alte Rohrsystem erneuert wird und in dem Zug gleich die Sanitäreinrichtungen und später die Küchen erneuert werden. Unser Arbeitskreis Renovierung hat sich hierzu ein ausgetüfteltes Konzept einfallen lassen. In den Semesterferien wird jeweils ein Teil des Hauses renoviert, somit ist der Großteil des Hauses bewohnbar und die Lärm- und Staubbelastung für die verbleibenden Fichtehaus-Bewohner*innen in der vorlesungsfreien Zeit verkraftbar. 2022 ging es also los mit Bauabschnitt 1: Rohre und dazu die Toiletten, Duschen und Waschbecken auf den Stockwerken 1-, 2- und 3-Ost wurden erneuert. Verschafft euch selbst ein Bild vom Prozess und dem Ergebnis! Es stehen noch mehr Bauabschnitte an, wenn ihr das Haus unterstützen wollt, könnt ihr uns HIER bei der Finanzierung helfen!"
Vom Vergnügen frühmorgens jätend auf Dächern zu sitzen
Es ist ein sonniger Julimorgen, kurz nach 8. Die Sonne steht bereits eine Weile über dem Horizont, aber ihr Schein hat noch nicht die Kraft, die er im Laufe des Tages bekommen wird. Die Straßenzüge Tübingens sind schattig, nur die Dächer gen Osten beleuchtet. Die Dächer… Auf einem grünen Dach, umrahmt von den Baumkronen, inmitten von Succulenten, Schnittlauch und Medicago lupulina (Wort des Morgens, manchen vielleicht bekannt als Hopfenklee) sitzen drei Fichten im Morgenlicht. Die Succulenten dürfen bleiben, dem Schnittlauch, dem Hopfenklee, sowie diversen anderen Beikräutern geht es an den Kragen beziehungsweise wenn möglich an die Wurzel.
Schweigend, redend, lachend werden die Eimer mit dem unerwünschten Grün, wird ein großer grüner Laubsack mit dem Inhalt der Eimer gefüllt. Klee und Schnittlauch sind noch feucht und kühl, die Luft wird langsam wärmer und trocknet die feuchten Hosenbeine. Die bunte Wiese auf dem Saalvordach weicht langsam, die Vegetation wird immer weiter auf die kleinen, dickblättrigen Succulenten beschränkt, die nicht mit ihren Wurzeln die Folie unter der Bepflanzung gefährden.
Ein wenig karger sieht es danach aus, ein bisschen platt gesessen, aber die Folie ist für heute gerettet.
Es ward gejätet und mit Unkraut gerungen, auf dem Häuserdach, bis Vormittagsluft,
die motivierten, fleißigen Fichten, zur Arbeit hinter den Schreibtisch ruft.
(sehr frei nach Gottfried Keller)
Mareike, 7/22
Fichte Haus Impressions: my first month in the Fichte Haus
I arrived in the quiet of spring vacation, but compared to my old dorm, the Fichte Haus was bursting with life. It had hardly been an hour, and I was greeted by smiling faces and a handful of “you’re the one who just moved in, right?”s as I walked down the stairway that first time. That’s what surprised me most upon my arrival, I think: the fact that, although there are about 70 people living here, everyone knows everyone, and often in a deeper way, with a genuine interest in the lives of their fellow residents. I’ve come to realize that, rather than a collection of 70 individuals, it is really just one lively family.
Even before I moved to Tübingen last October, I was committed to living in the Fichte Haus; the focus on sustainability and the portrait of everyday life presented on the website sold me from the beginning. Finally, after numerous email exchanges with the “Bewerbungsgremium” and multiple house tours, a room opened up, and I was invited to move in in April.
In the days before my move, I prepared myself for a reality harsher than the idyllic impressions on the website; however, although it’s only been a month (perhaps I’m still in the honeymoon phase, but from my conversations with more seasoned Fichtis, it seems that this phase can last a few years), I have been confronted by a reality that is even more beautiful than I anticipated.
This month has felt like so much more than a month, as filled as it’s been with lazy afternoons in the garden with Ursi the cat, music room jams, focused study amidst the hallowed shelves of the library, cello concerts in the stairwell, bonfires and read-alouds, excursions to concerts, frequent shared meals (my roommates are fantastic cooks!), my first “Heimvollversammlung,” a spontaneous folk dance party in the large event room, treasures discovered in the “Gemüsekiste”....
As we’ve progressed during the past month from a wintry spring into the haze of early summer, I have found my contentment blossoming with the trees. Interestingly, it’s often in the small moments that I’ve come to appreciate my new living situation the most, the unexpected conversations and shared laughter that make the day-to-day life at the Fichte Haus anything but mundane.
Perhaps I am just especially lucky to feel so at home, but I have the sense that I am not alone in this sentiment. Because everyone plays an active role in the organization and maintenance of the house– and because of the collective openness and welcoming attitude of the residents– the house quickly becomes a home for all those willing to take part in nurturing its spirit.
I can’t wait to see what the next months have in store!
Sophia, 5/22
Die große Brief-Aktion!
Über 350 Briefe beschreiben, bekleben, frankieren, bemalen, einwerfen oder verteilen! Das hat sich das Gremium für Information und Öffentlichkeit letzte Woche vorgenommen! Und natürlich mal wieder frei nach dem Motto: „Alles für die Sanierung unserer ollen Rohre!“
Über 350 ehemalige Fichtehausbewohner:innen wollten wir so mit einem lieben Gruß und einem Spendenaufruf für unsere Renovierung kontaktieren. (Ist man zu Zeiten des Internets aus diesem Haus ausgezogen, hat die ein oder andere ehemalige Fichte vielleicht einen digitalen Brief verpackt in eine E-Mail erreicht. Diejenigen die noch vor Zeiten des Internets unser Haus verlassen haben, haben wir nun also auch ganz „oldschool“ mit Briefen kontaktiert!) Wir hoffen ihr freut euch über unsere kleine Botschaft aus Tübingen!
Ximena, 12/21
Von Fichten und Apfelbäumen
Es war ein goldener Oktobertag der allerschönsten Sorte, als 4 3Westler*innen, 2 Fahrräder und ein Auto ins Himbachtal aufbrachen um an der ersten Station mit dem Äpfelaufsammeln zu beginnen. Über Julius und die Mosterei Gugel war der Kontakt zustande gekommen.
Neben über-die-Sorten-rätseln, vorkosten und Sonnegenießen, wurde sich auch fleißig gebückt und die Fracht in Einkaufstaschen und Putzeimern in den Kofferraum verfrachtet.
Nach etwa einer Stunde waren die Hänge des Grundstücks weitgehend vom Fallobst befreit und es ging weiter zum Abladen und dann zur zweiten Station hinter Dusslingen.
Diesmal wurden wir sogar erwartet, von Besitzerin und Enkelkind und in die Geheimnisse der Schüttelstange eingeführt. Das Sortenraten erübrigte sich; wir bekamen mitgeteilt dass es Brettacher und irgendwas mit „blutig“ im Namen waren, die wir ernteten. Obwohl es nur zwei Bäume waren, füllte sich der Kofferraum in Windeseile.
Nachdem wir dem Auto des Wiesenbesitzers nebenan per kräftigem Schieben beim Anfahren aus der Wiese geholfen hatten, hatten wir ein bisschen Bammel, dass unser, ob der schweren Fracht tiefliegendes, Auto es nicht über den schlängligen Wiesenweg bis zur Straße schaffen würde. Diese Sorge war zum Glück unbegründet. Es ging zwar nur langsam voran, sodass die Fußgängerinnen, die wegen Platzmangel im Auto auf Öffis zurückgreifen würden, fast im gleichen Tempo hinterhergehen konnten, aber schließlich wurde die Landstraße erreicht. Es folgten ein Stau bei der Einfahrt nach Tübingen für die einen und Zugwarten mit Pizza für die anderen (Hehe), dann wurden alle Äpfel in den großen Holzkisten vor der Mosterei verstaut und 3West ließ den Abend mit Apfel-Crumble ausklingen.
Am darauffolgenden Tag, wurden ein 3Westler und eine 3Westlerin zur Mosterei abkommandiert, um beim Waschen der Früchte zu helfen, die großen Maschinen zu bestaunen und schließlich 305 Liter Apfelsaft abzufüllen. Als das erledigt war, rückten weitere Teile der Mann-/Frauschaft an, um die kostbare Fracht erst im Wagen an die Treppenstufen und dann per Hand 89 Stufen nach oben zu befördern. Zimmer 305, das als Zwischenlager doch wirklich sehr gut gepasst hätte, stand leider nicht zur Verfügung, deswegen musste Zimmer 318 herhalten, wo sich bald ein ansehnlicher Stapel auftürmte, aber auch schnell wieder schrumpfte.
Ich möchte diesen Eintrag widmen: Apfelschorle, Saftmüsli, heißem Apfelsaft mit oder ohne Zimt/Schuss, Apfelpunsch und Apfeltorte.
Und wenn jemensch noch etwas einfällt, hat er/sie/* hoffentlich einen Karton abbekommen und kann sich damit austoben.
Lidewei, 11/21
In the name of privacy
June 23, 2021 will probably go down in history in Tübingen because of the hailstorm. But for the members of I and Ö it brought another memorable event. An event that none of us really wanted to do, even though we agreed on the snappy name "Read-and-Delete-Tag".
In the early evening, before the first hailstones fell, we pushed open the door to the office. Behind drinks crates and garbage cans waited a shelf with filled folders and behind the desk the shredder waited. We opened the first files on the floor, table or boxes. A touch of Fichtehaus hit us. Handwritten, ticked off, typed on the computer, with or without a picture, in German or English, applications sent from Stuttgart or Iceland. Lots and lots of applications, farewells, rental contracts, move-out minutes. And what did we do? Removed the staples so the machine could eat the papers with no problem.
Occasionally we would draw each other's attention to a phrase or image that caught the eye, otherwise we would pile up a bit of history sheet after sheet for destruction.
After a while we got distracted by the weather and the project was briefly put on hold.
When the hail turned to rain we walked back from all corners of the house and the stacks slowly into the maw of the monotonously whirring shredder. Handwritten, moved in, typed with heart and soul, with pictures, the selection of which must have been pondered for a minute or two, from the west, south, east, north, you moved in, you soon became a spruce...
And now it feels like they moved a second time out, the people from the yellow house, part of their memory disappeared between the sharp wheels, became strips that descended the stairs one last time and disappeared into a big black bin.
And what did we do? Pulling out staples, feeding the wolf, stuffing the memories in bags...
But not only. Not only. We laughed and talked.Let faces from the past smile at us fleetingly. And we didn't give all the food to the wolf. A few maps and texts, we saved. Gave them a place in the bib, a folder that previously contained so much more (anonymously, of course). Placed a few cards in the alumni book with some of their own kind.
A tiny rebellion. In the name of memory.
Mareike, 07/21
"Zapfel-Juice" - The apple harvest 10/2020 was productive
There were three action days (October 12-14, 2020) on which we harvested and collected with about five people for three to four hours each. Together we were able to bring together three crates of apples and achieved far more than a ton of fresh fallen fruit! The hand-picked apples were then turned into a very tasty apple juice.
And this is how the refinement happened:
The apples were driven in the crate with a forklift to the start of processing, so that from there they fell directly into a washing drum via a chute. They were examined one last time on the slide. Freshly showered, we went on to the press. The juice obtained was heated to 80°C and poured into the dispensing containers while it was still hot. With 91x 5 liters and 25x 10 liters we came up with a total of 705 liters of delicious "Zapfeljuice". The goods, which were still very hot, were then taken to the Fichtehaus on a trolley and assembled directly in the entrance area.
A special thank you goes to Martin from Autohaus Kümmerle for releasing the nine apple trees near Altenriet, the Gugel cider plant for the possibility of temporary storage and the very professional further processing, to Lidewei as the initiator of the collection campaign and of course to the many harvest helpers!
Ben, 01/2021
How a candle eater came to us...
Since December at the latest, everyone has known that 1 Ost loves fire. So it can't be a coincidence that a candle eater found its way to us.
Life with a candle eater is anything but easy. It takes a lot of care and pfeuer to flare up. It would like to be fed with remains of wax, but not too much of it, otherwise it will suffocate, but not too little, otherwise it will freeze to death. Special treats (according to Kunststück!) are also orange and tangerine peels.
During the day and at night the candle eater likes to sleep on a chest of drawers in the countryside. In the evening, however, the candle eater is lovingly woken up and 1-Ost performs his rituals with the eater. Candle Eater's favorite friend is the incense burner: they are on fire (and smoke) for each other.
(PS: So far no other fire alarms have been triggered.)
1 East, 01/2021
From A for apple cider vinegar to Z for cinnamon
Pallets full of groceries in front of the Fichtehaus! What's going on there, one or the other uninitiated person might ask. Don't worry: we don't hamster. We don't hibernate either, so we stock up. Our purchasing cooperative is waking up, so to speak, from a short hibernation. Because: the new delivery for our purchasing cooperative arrived!
In the 2020 winter semester, we were able to add almost 15 new products to our range. And we had the largest delivery in the history of the purchasing cooperative:
3 pallets or 186 containers or 1.37 tons of groceries!
Of course, there is a lot of planning in advance and logistics afterwards. We notice for ourselves how our system is becoming more mature and better thought out from semester to semester. How else could we know that two huge sacks of flour fit exactly in a 60l bin?! Yes, probably not with more courage than reason or persuading the flour...
And how else could we make it so that the whole stage is full first and then everything ends up well stowed away in our treasury, uh pantry?
Be that as it may: We look forward to a delicious winter with you!
The Center of Sustainability Power (or: Sustainability Board)
before, afterwards.
Sandra, 12/2020
Make Radishes Great Again
I noticed a long time ago: there are more saved radishes in the vegetable box than people who want to eat radishes. Most people eat radishes cold, with salt, as a snack, or in salads. Definitely raw.
A long time ago I thought the following about it: You could also boil or fry radishes . For a short time I also had the idea of a radish cookbook. Some experimental cooking attempts were interesting, but were not immediately convincing . It stayed more with the idea.
Vor Kurzem dachte ich wieder an beides zurück – die schiere Menge an Radieschen und revolutionäre Radieschen-Rezepte – und habe einen neuen Versuch gestartet. Herausgekommen ist ein leckeres Ofengemüse, das ich hier teilen möchte. Durch das Erhitzen verlieren die Radieschen etwas von ihrer charakteristischen Schärfe, bleiben aber trotzdem einigermaßen knackig und haben fast schon etwas süssliches.
Zutaten: Radieschen, Kartoffeln, rote Zwiebeln, Olivenöl, Salz Pfeffer
Dazu passt ein Dip aus Limetten- oder Zitronensaft, Tahin, Honig und Senf.
Viel Spaß!
Doro, 08/2020
Aussehen ist nicht alles – Auch bei Würstchen!
-Stiftung Wursttest informiert-
Eine weltbewegende Studie wurde neulich im Garten des Fichtehauses durchgeführt.
Ziel der Maßnahme: Ausweisen des geschmacklich besten Tofu-Würstchens
Stichprobe: 8 Menschen, 7 verschiedene Würstchen vegetarischer und veganer Sorte
Versuchsaufbau: Um möglichst optimale und realitätsnahe Bedingungen zu gewährleisten, wurden die Tofu-Würstchen mit Kartoffelsalat (Buchmuller 2020), grünem Salat (Hackbarth 2020) und diversen Grillsaucen (Kühlschrank 2007) getestet. Für die Beschaffung wurden verschiedene Supermärkte der Region kontaktiert und auf ihr Sortiment hin untersucht. Dabei herrschten lebensechte Einkaufsbedingungen. Der informed consent der Proband*innen wurde selbstverständlich und natürlich auch im Vorhinein eingeholt.
Die Proband*innen stellten ihren außerordentlichen Geschmacks-, Geruchs- und Tastsinn zur Verfügung. Die Würstchen wurden nach optischen, olfaktorischen, haptischen, gustatorischen und auditiven Gesichtspunkten bewertet. Natürlich handelte es sich um eine Blindverkostung, die nach den aktuellen Ethik-Richtlinien der DFG durchgeführt wurde. Für die Sicherstellung der Richtlinien diente vor allem Gaa (2020) als Bezugspunkt. Die Würstchen wurden nacheinander getestet und mit einer innovativen und höchst ausgetüftelten Skala bewertet.
Dabei waren klare Tendenzen festzustellen:
Danach braucht man erst mal einen Schnaps
Die lediglich vegetarischen Würstchen sind in jeder Hinsicht den veganen vorzuziehen. Es ist zu vermuten, dass das Eiklar hier einen erheblichen Unterschied macht.
Einige O-Töne der Proband*innen lassen allerdings eine hohe Varianz erkennen (Oswald 2020). Da diese Studie Vorreiterstatus auf dem Gebiet der Tofuverwurstungen genießt, wurden einige relevante Kategorien ermittelt, die auch den Folgestudien ans Herz zu legen sind.
So wurde die Konsistenz bestimmter Würstchen als „zu tofig“ oder „zu schwammig“ bewertet. Der Geschmack wurde mit dem Worten „wie Pappe“ und „fettig und schleimig“ oder „geht nur mit Sauce“ bedacht.
Die Vergleichbarkeit zum Geschmack realer Fleischwürstchen variierte zwischen „nicht erkennbar“, „schmeckt wie Grießbrei“, „zu sehr nach Ersatzwürstchen“ und „täuschend echt“.
Die Produkte mit den besten Bewertungen erhielten bei nahezu allen Proband*innen 10 Punkte. Zu empfehlen sind die Lass-die-Sau-raus-Würstchen von The Vegetarian Butcher (Unilever 2016) und die Rügenwalder vegetarische Mühlenbratwurst. Umstrittener Favorit der veganen Partei ist die Bio Veggie Bratwurst (Aldi 2003).
Wir danken den Proband*innen für die Teilnahme an der Studie, die mit Käsekuchen (Bodenlos/Wagner 2020) und Erdbeeren (Oswald 2020) entlohnt wurden.
Wir laden alle interessierten Forscher*innen ein, diese Erstlingsstudie zu replizieren.
Bei Risiken und Nebenwirkungen rauchen Sie die Packungsbeilage und sagen Sie Ihrem Arzt, er sei Apotheker.
3-W, 07/2020
Erratische Abenteuer mit Amelie
Eine wahre schwäbische Geschichte
Warum steht 3West sonntags um 7 Uhr auf?
Ganz klar, Amalie Zephyrina ruft, es geht auf große Tour. Hektisch wird Proviant in die Rucksäcke verteilt, Vermisste geweckt und auf zum Bahnhof und in den schrecklich gautschigen Zug. Klar, dass vorher jede*r nochmal aufs Klo geht? Auch die Nachzüglerinnen auf ihren Drahteseln sind dabei.
Schon auf der Fahrt nach Sigmaringen nehmen wir die Spur der Hohenzollern auf. Amalie, wir kommen! Auf kleinen Wegchen und kleineren Deichen kommen wir gut voran. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei eine Reifenwippe.
Schwungkraft: 8/10
Pirouettenfähigkeit: 8/10
Sicherheit: 4/3
Innovation: ne stabile 7
Wandern ohne Kuchen ist möglich, aber sinnlos. Und zwischen Stock und Stein passt noch ein Kuchen rein. Dem freundlichen Kuchenangebot mussten wir leider entsagen. Wir wandern weiter. Und da ist er schon: groß, majestätisch, erhaben: Der Amalienfelsen. Wir würdigen ihn mit einem Picknick auf seiner Spitze. Bei Nudelsalat, Brot und einem guten TipTopTea kommen ums haarsträubende Gerüchte zu Ohren. Amalie soll, so erzählen die Wanderer sich, sich aus Liebeskummer auf ihrem weißen Schimmel von diesem Felsen in die Donau gestürzt haben - "wie das die jungen Leute halt so machen".
Wir als Chronisten der Hohenzollern durchschauen das falsche Spiel. Der Felsen ward geschaffen, Amalie zu ehren, nicht sie zu töten.
Dieser Geschichtsklitterung entkommen, zieht es uns weiter. Über die Teufelsbrücke und durch die Grotten führt uns der keineswegs grottige Weg (Probs to our Hohenzollern-Dude) zur Badestelle, wo wir Signale der Außerirdischen empfangen. ¶¢=|\©°®{|∆®π∆°}¢=~\% Dem ist nun wirklich nichts hinzuzufügen.
Ihr erratet nie, wo wir einen fehlerhaften Stein gefunden haben. Mit nem Schwarzwald-Venedig-Bali-Eis in der Hand gehts wieder Richtung Heimat. Unser Dank gilt den Fürsten von Hohenzollern für den Felsen, den Weg, für Sigmaringen, den Park, das gute Wetter, die Felssprengung, alle Spielplätze linksseitig der Donau, die Grotten, das fürstlichen Elektrizitätsmeister, die Donau, den Selfiepoint, das Kreismedienzentrum, den Nudelsalat und alle Spielplätze rechtsseitig der Donau.
3-W, 06/2020
Am internationalen Tag gegen Rassismus positionierte sich auch das Fichtehaus entsprechend seiner Satzung auch außerhalb des Hauses klar gegen Rassismus und Diskriminierung. Es wurden selbstgemalte Banner und Plakate aus den Fenstern gehängt, die auf die Situation der Geflüchteten in den griechischen Lagern aufmerksam machen und auf ihre besonders prekäre Situation während der Corona-Krise hinweisen. Das Fichtehaus plädiert damit öffentlich für die sofortige Aufnahme aller Geflüchteten und die sichere und infektionsverhindernde Unterbringung, sowie die Aufrechterhaltung der europäischen Gesetze, wie das Recht auf Asyl!
Wenige Tage später wurden auch Papierschiffchen mit dieser Botschaft gebastelt und in der Nachbarschaft verteilt.
Leonie, 15.04.2020
Fichtehausparty in den 20ern
Am Freitag bot sich im Fichtehaus ein ungewöhnlicher Anblick: Noch nie wurden so viele Hosenträger, Schiebermützen und extravagante Kleider gesichtet, und das alles obendrein mit einer ordentlichen Ladung Glitzer und Festlichkeit...
Denn frisch angekommen im neuen Jahrzehnt begaben wir uns 100 Jahre zurück in den Rausch und die Aufbruchsstimmung der 20er-Jahre und durften dabei überraschend viele Gäste in unserem Hause begrüßen.
Mit dabei: SwingZeit Tübingen mit einem Schnupper-Tanzkurs und anschließendem SwingSocial, die mitreißenden BrassBusters und hervorragende hauseigene Elektroswing DJs!
Während es auf der Tanzfläche hoch herging, wurde bei einem Partyspiel in der Menge heimlich mit „Drogen“ gedealt. Mit der Prohibition haben wir es allerdings nicht so ernst genommen ;).
Wir freuen uns auf die nächste Zeitreise mit euch!
Vielen Dank an SwingZeit Tübingen und die BrassBusters!
Gründungssitzung des Fördervereins des Johann-Gottlieb-Fichte-Hauses
Ein wunderbarer Samstag, es gibt Saft und Kekse im Sonnenraum. Kann es noch schöner werden? Ja, es kann! Wenn zu den ganzen Leckereien auch noch die Gründungssitzung des Fördervereins kommt.
Über zehn Fichten, alt und jung, aus nah und fern, kamen zusammen und diskutieren die Satzung, gaben sich eine Vereinsordnung und wählten den Vorstand. Der Verein ist noch ganz frisch und wird nun bald beim Finanzamt angemeldet. Ein riesengroßes Dankeschön geht an zwei der Vorsitzenden: Matthias und Hannah für die lange und intensive Vorbereitung! Sie zählen jetzt
Warum steht 3West sonntags um 7 Uhr auf?zu den Expert*innen in Sachen Vereinsgründung.
Nach 3,5 Stunden konnte die Versammlung erschöpft, aber glücklich geschlossen werden. Manch ein Sektkorken knallte und man sah sich zu spontanen Jubelgesängen veranlasst.
Wir sind froh, mit diesem Verein einerseits einen erheblichen Beitrag zur spendenbasierten Finanzierung des Fichtehauses zu leisten und andererseits der Ehemaligenarbeit eine neue und strukturierte Form zu geben.
Lucas
Wenn man das hört, dann denkt man vielleicht nicht zuerst an eine Studenten-WG, aber genau so sah es auf 1-Ost, unserer Neuner-WG im ersten Stock des Fichtehauses, in letzter Zeit aus.
Ein buntes Potpourri unserer Erlebnisse:
Jeder kennt es, man kommt abends nach Hause, ist müde und kalt, schaut in den Kühlschrank und da gibt’s nichts was man essen kann oder mag. Wir haben uns gedacht, was ist schöner als abends nach Hause zu kommen und sich an den gedeckten Tisch setzen zu können? Gerade jetzt, wo es so kalt ist freut sich jeder über Maltes superleckere Slowcooker-Gerichte, über Kellys fantastische asiatische Küche oder Henriks handgemachte französische Leckereien und über alles, was sonst so bei uns auf den Tisch kommt – Hauptsache es ist warm! Seit wir im gemeinsamen Kochfieber sind, wird darauf geachtet, dass möglichst kein Tag auf unserer Kochtafel frei bleibt – ich find’s einfach toll!
„110% fürs Stockwerk“, das rufen euch unsere selbstkreierten Memes entgegen, wenn ihr unsere Küche betretet. Ob das immer noch so überzeugend ist, wenn man gleich auf den zweiten Blick unseren Spülberg erblickt, das mag sich von Tag zu Tag ändern. Aber wenn ihr nur oft genug zu Besuch seid, dann könnt ihr gewiss auch mal erleben, wie es in unserer Küche funkelt und strahlt, wenn sie frisch geputzt ist.
Bei unserem ersten Stockwerksausflug in diesem Semester sollte es eigentlich in die Bärenhöhle gehen, aber wie das nun mal so ist – wir landeten in Horb. Einem wunderschönen winzigen Städtchen, das ausgestorben und kalt am Neckar lag. Und trotz der kurzfristigen Planänderung und den unangenehmen Temperaturen hatten wir super viel Spaß. Aber als Stockwerksausflug würden wir euch doch lieber die Bärenhöhle empfehlen.
Nach dem Essen fallen Alle in satte Stille, aber bevor sich die ersten ins Bett zurückziehen die Frage: Was wird heute gespielt? Citadels, Siedler, Wizzard, Werwolf oder Tac … die übliche Diskussionsrunde bevor man sich geeinigt hat… . Doch sind die ersten Karten verteilt, dann ist schon vergessen, was man lieber hätte spielen wollen, weil das Spielfieber einen mitreißt. Jeder will gewinnen, der Erste sein und am Ende versinken wir in glückliche Stille. Denn egal welchen Platz man heute ergattern konnte, wir hatten viel Spaß zusammen und morgen hat man wieder eine Chance.
„Wir sollen Badminton spielen und dabei Theater machen?“ das war die erste Assoziation zum Theatersport im Landestheater Tübingen; aber wer mitgekommen ist, der konnte sich selbst von der Genialität der Impro-Schauspieler überzeugen. Niemand von uns musste auf die Bühne, wir konnten gemeinsam den Witz und die wundervolle Atmosphäre des Theatersports genießen. „Jederzeit wieder!“ war die letzte Assoziation zu diesem Stockwerksausflug. Traut euch auch mal dorthin, wir waren alle begeistert.
Noemi
Es grünt so grün, wenn Fichtes Blüten blühen!
Und auf einmal war sie da: Die geschlossene Haustüre!
Entsetzen an manchen Orten, die sonst so einladend offenstehende Fichtehaustüre fällt nunmehr Mal um Mal krachend ins Schloss. Grund dafür ist nicht etwa eine veränderte Wohnkultur, im Fichtehaus ist es warm und wohnlich wie eh und je. Und auf einmal war sie da: Die geschlossene Haustüre!
Verantwortlich für die immer öfter zugezogene Türe ist vielmehr der eisige Wind, der draußen den kommenden Winter ankündigt. Doch mit dem Winter kommt der Advent und mit dem Advent zieht auch eine ganz besondere Farbe ins Fichtehaus ein.
Und auf einmal war es da: Das Grün!
Tritt man durch die Türe ins Haus, so sticht einem zuerst der mächtige Adventskranz ins Auge. Groß und doch leicht schwebend hängt er im Treppenhaus. Und der Ort, an dem er hängt, ist nicht zufällig gewählt. Beim, besonders nach Einkäufen oft mühsamen, Aufstieg in den ersten Stock, geht man direkt an ihm vorbei und kann ihn also von unten, der Seite und von oben bewundern. Das Grün der Fichtenadeln strahlt einen dabei von allen Seiten an.
Schafft man es, seinen Blick von diesem Klassiker der Adventszeit zu lösen, und geht man auf der Treppe weiter gen Himmel (3 West), so erblickt man den nächsten, wenngleich jüngeren Klassiker der Adventszeit: Viele bunte Wichtesocken.
Fleißige Adventswichtel haben das Fichtehaus besucht, von jeder*m einen Socken eingesammelt und gut gefüllt mit feinen und leckeren Überraschungen für Magen, Auge und Herz wieder aufgehängt. Efeu umrankt die Sockenkonstruktion und weckt die Vorfreude auf den Tag, an dem man seinen eigenen Socken öffnen darf.
Was darin wartet? Das wissen nur die Wichtel und nach und nach auch immer mehr Fichten.
Also lass doch von der Türe nicht abschrecken, komm ins adventliche Fichtehaus voller Wichtel, Kerzen und Vorfreude.
KENN KULT BEI SAND
Der Einstieg in den diessemestrigen Kleinkunstabend war sogleich anspruchsvoller Genuss: Julia - erst kürzliche Fichtehausbewohnerin - beeindruckte mit mehreren sphärisch klingenden Stücken auf der Querflöte. Sie löste damit gleich die überflüssige Bodenhaftung für losgelöste Aufnahmebereitschaft.
BANNSTU EKEL KIND?
Die bannende Macht eines kreiselnden Holzkreisels und anderer kreisender Aktivitäten im Leben wurde uns in einer anrührenden Erzählung von Christian beschrieben.
STANK BEIN DUNKEL?
Darauf folgte ein unter die Haut gehender Text von Gideon. Wie viel Tagtraum steckt in Zukunftsplänen und andersherum?
BANDITEN LUKSEN K!
... wie Kunstmusik: von Conni, Alex und Ivo bekamen wir drei kurze Stücke von Schostakowitsch für Klavier und zwei Geigen zu hören.
IK BANNTE DUNKLES
Domi an der Geige und Philip am Klavier beeindruckten wieder einmal mit einer gemeinsamen Improvisation - Hut ab, Licht aus!
KNUTS LINKE BANDE
Unser Knut hieß Hans und einziges Bandenmitglied ist normalerweise seine Gitarre - heute jedoch auch das lauschende Publikum im Saal des Fichtehauses. Seine Texte handeln davon, wie das Meinung-haben zu jeder x-beliebigen Lebensfrage einen manchmal nur noch nervt, man aber auf der anderen Seite (und im 2. Lied) oft nicht Stellung bezieht, wenn es wichtig wäre. Saisonpassender Abschluss ist Konsumkritik auf Jingle-Bells-Melodie.
AB KINN DUNKELT ES
Ein sehr poetischer Liedtext, geschrieben und gesungen von Oliver an der Gitarre.
BIN ALEKS, DU KENNT?
Natürlich! Alex und seine Liebeslieder auf die Frauen des Fichtehauses gelten als Klassiker der Kleinkunstabende. Diesmal waren es sogar 11 Frauen, die besungen wurden, diese Nummer versprach wieder einmal tagelange Ohrwürmer.
DENK UNS LIEB NAKT
Zur Überraschung kriegte Alex danach nun auch mal selbst sein Reimschema ab - 2West kübelte unzählige Reime auf -ex auf die Bühne und war im schüchtern-schnellen Loswerden des Mikrofons sehr süß anzusehen!
SEIN BANDENKULT - K
Die Jongleure hätten als alteingesessene Kleinkünstler*innen ein solches verdient! Die diessemestrige Performance tanzte aus der Reihe, da sie durch mindestens so viel Fuß(!)- wie Handeinsatz gekennzeichnet war.
BANN DUNKLE KISTE
Nina Lenz trug uns ihren Gedichtzyklus Archiviertes vor, der beim Recherchieren im Hannah Arendt - Archiv in Marburg entstand.
KUNST KAN BILDEEEN!!
Zum Beispiel lehrte uns das selbstgeschriebene Lied von Hannah Hüsken, was man braucht, um einen Song zu schreiben!
ULK DANEBEN STINK
Osama lieferte den Teil 2 seiner Stand up Comedy Meine Integration in Deutschland. Viel Ulk und ein bisschen Stink über deutsche Ärzte und Eigenheiten.
KANTS LEIBKUNDEN
Schrieb Kant nicht über den belebenden Vitalsinn durch Musik? Das brachten Irini und Marci mit Gesang und Gitarre auf jeden Fall auf die Bühne! Begeistert schmetterten sie unter anderem Green Eyes von Coldplay und Falling Slowly aus dem Film Once.
TUNNK DARUNTER LIEBE
Stimmungsvoll: Frederika an der Gitarre und Julia an der Querflöte, California Dreaming singend.
DES KANN KEIN BLUT
... ungerührt lassen: Ivo am Cello erschien nun gegen alle Gewohnheit mal nicht als Begleitung sondern im Rampenlicht mit einem Stück von Rachmaninow (komponiert eigentlich für Klavier und Gesang) auf der Bühne, begleitet von Hannah am Klavier. Ergriffene Stille herrschte im Saal.
INSEKT KANN BLUDE
Und Pflanzen können geeignete Geräusche für elektronische Musik machen! Zu hören gab es von Manu gefertigte Musik, die mit besagter Pflanze aus der 2West-Küche, dem Flügel im Saal, Ivo am Cello und einem tropfenden Wasserhahn alltägliche Geräusche des Fichtehauses in einen meditativen Ausklang des Abends verwandelte.
Zum Abschluss bleibt nur zu sagen:
DANKI STUNK LEBEN!
An die, die ihr uns verzaubert habt und an die, die sich verzaubert haben lassen - Wir freuen uns auf den nächsten Kleinkunstabend!
- Kirsti
(Anagramme mit freundlicher Genehmigung von Linda)
In diesem Haus zu leben ist wie ein Wolke-7-Trip, der nicht endet. Es ist wie total verknallt zu sein – nur eben in ein ganzes Haus. Hier lachen und weinen wir, erleben jeden Sonnenaufgang und jeden Mond zusammen.
Dieses Haus lebt, oh ja, und wie es lebt!
Hier wird künstlerisch gekocht, majestätisch minimiert (den ökologischen Fußabdruck), schillernd geschrubbt, brummend gebohrt, märchenhaft missverstanden, pünktlich geputzt, laut geliebt, erfrischend engagiert, traubenhaft geteilt, wohlriechend gewohnt, zärtlich gezankt.
In diesem Haus gibt es Dinge, über die andere nur reden: Feingefühl, Empathie, Nächstenliebe, Engagement, Sympathie, Tiefgang, Großzügigkeit.
Ja, vielleicht läuft auch hier nicht immer alles wunderbar phantastisch perfekt. Auch hier ist nicht alles gold, was glänzt - oder besser anthro, was bunt ist und Abbe-Ecken hat. Manchmal braucht's eben mal einen kleinen Tritt - per Erinnerungszettelchen, per gewaltfrei-kommunikatives Gespräch oder per Mail über den Verteiler.
Wir alle müssen uns immer wieder an der eigenen Nase packen: Das Revier in der Bib nicht markieren wie die Touris auf Mallorca. Klopapier auffüllen – so ganz im Sinne der Nächstenliebe. Orte krümellos verlassen. Flure passierbar machen. Eine After-Party-Party feiern, wenn der Abend davor sichtlich genossen wurde. Ehrlich sein, wenn mal was schief geht. Verantwortung übernehmen. Ein Teil sein des bienenstockartigen Gewusels jeden zweiten Montagabend. Teilnehmen am Leben an dem Ort, an dem wir wohnen. Denn wir alle leben hier!
Unsere Küchen erzählen Geschichten. Die beginnen meist morgens um 7 mit Haferflocken und enden nachts um 5 mit containertem Teig mit Knoblauch- und Essiggurkenfüllung. Die Küchen erzählen Geschichten von Safrankeksen, veganen Würstchen, selbstgemachtem Sushi, Instant-Spaghetti, Tiefkühlpizza, Kuchen mit dem gewissen naturbelassenen Etwas, grenzwertigen Pilzen, experimentellen Gemüsepfannen mit unbekannten Zutaten, Schweinebraten mit Spätzle von der Mama. Hier gibt's keine frittierten Küken ohne Kopf, sondern Linsen - morgens, mittags, abends und nachts. Bei uns gibt's Gemüse und Obst aus der Kiste und Schlaraffenland-Berge aus Schokolade - ganz fein mit Waschpulver überzogen.
Und dieses Haus leben von jedem einzelnen von uns! Von unseren Geschichten, unseren Leidenschaften, unseren Überzeugungen, unseren Fähigkeiten. Es lebt von jedem einzelnen von uns! Und darauf dürfen wie stolz sein und dankbar, weil unsere Selbstverwaltung uns Raum bietet, uns zu entfalten.
Aber es bedeutet auch Arbeit! Klar, es ist einfach und verlockend sich bei 69 Leuten zu verstecken und froh zu sein, dass es niemand merkt. Aber das ist nicht das, was uns ausmacht. Was wir hier haben ist ein Geschenk. Ein riesiges Privileg.
Dieses Haus lebt von jedem einzelnen von uns! Von Menschen, die gerne bauen, von denen, die gerne programmieren, analysieren, forschen, rechnen, erschaffen, von denen, die gerne zeichnen, spielen, lesen, Musik machen, reden, Kerzen anzünden, von denen, die gerne singen, in den Arm nehmen, tanzen, feiern, lachen, von denen, die gerne nachdenken, Tee trinken, demonstrieren, reisen, sich auspowern, lernen, telefonieren, teilen, schweigen, meditieren - leben!
von Hannah Köninger
So viel wird über mich gesprochen, so viel spekuliert. Manche skeptisch, manche bestimmt, einige enthusiastisch, andere gleichgültig. Lange war meine Existenz von Schweigen geprägt. Und so muss ich endlich sagen: Ja, es gibt mich!
Gestattet mir, mich vorzustellen: Ich bin Fräulein Fichtegeist. 1958 wurde ich hier in der Herrenbergerstraße geboren. Ich war ein absolutes Wunschkind, ein Kind erwachsen aus Enthusiasmus und mit einer glanzvollen Zukunft.
So bin ich älter geworden und hatte in all den Jahren schon viele Kleider, Frisuren und Gesichter. Und doch bin ich stets ich geblieben. Seit Jahren seid ihr bei mir Gäste und ich bin bei euch Gast. Jahr um Jahr wechseln die Gesichter und geben mir so viel Anlass zur Dankbarkeit.
In diesem Haus Geist sein zu dürfen, bedeutet viel Wandel. So Vieles wird verwandelt und umgewandelt: Wandfarben, Leibgerichte, Sprachgebrauch und Lebensberichte. Pfannenbestände, Essensbeschaffung, Abflussprobleme und Stockwerkskostenerstattung. Kompostentsorgung, Entscheidungsorgane, Diskussionen über alles - bis hin zur Marke der Soja-Sahne. Klingende Lieder, Mietverträge, neue Traditionen und Gartenernteerträge. Lesekreise, Putzaufteilung, ein eigenes Wiki und wechselnde Kleidung.
Neben all diesen äußeren Wandlungen, ist ein Wandel stetig da und verbindet alle Generationen. Der Wandel in euch. Ihr seid so jung im Gegensatz zu mir und so Vieles bewegt euch und bewegt sich in euch. Lasst euch gesagt sein, es ist eine Wonne das miterleben zu dürfen. Eure Jugend verbindet euch. Und ihr seid im Alter des Lernens. Ihr lernt in der Schule des Lebens und das Haus stellt den Raum dafür. Manche sind schon in höheren Klassen, manche ganz am Anfang, andere wieder in der ersten Klasse. Und so lernt ihr miteinander und voneinander.
Die Gemeinschaft und das Zusammenleben sind es, die euch lehren. Eure Fächer sind bunter und zahlreicher, als in jedem Modulplan. Wisset, dass ihr Glückskinder seid, diese Schule besuchen zu dürfen. Sie gibt euch Kraft, Entwicklung, Erfahrung, Rückhalt, Austausch, Reife, Sicherheit, Toleranz, Klarheit, Freiheit. Diese sind die schönsten Diplome der Welt. Und auch an dieser Schule muss gearbeitet werden – vom Genießen allein kommt nichts...
Spürt die Verantwortung, nehmt sie wahr, haltet sie mit beiden Händen fest und betrachtet sie. Sie ist wunderschön. Zeigt es, im Großen wie im Kleinen. Tragt die Verantwortung fest in euch. Tragt sie beim leisen Türeschließen, tragt sie bei der letzten Klopapierrolle, tragt sie beim Putzen mit Hingabe, Liebe und Freude, tragt sie bei jedem Verlassen der Küche, tragt sie bei überquellendem Kompost, trag sie den Menschen gegenüber, mit denen ihr die Schulbank teilt, tragt sie für die, die sich um einen geregelten Schulablauf kümmern, tragt sie bei Entscheidungen und tragt sie bei jedem Gremium, jedem Engagement, tragt sie in sensiblen Momenten. Tragt sie für euch, für das Haus, für alle um euch herum und tragt sie für mich.
Because then so many beautiful things in this world arise: consideration, intuition, understanding, tolerance, acceptance, cohesion, security and love. All of this can be the pure form of happiness.
I too am changing. I too step into the same river and yet not the same, I too am and am not. I too, Miss Fichtegeist, am sometimes stressed, sometimes frustrated, sometimes disappointed, sometimes euphoric, sometimes motivated, sometimes committed, sometimes phlegmatic, sometimes smoldering unwell, sometimes loudly happy...
What I am is always up to you. But no matter who I am, one thing never changes in all this time and in all this change: my trust in you. It's endless! To prove it, I would walk from the cellar to the roof with a bulging vegetable box and you all know the way. But my words must suffice for today.
I have faith that you perceive : yourself, the others, your responsibilities. That you perceive what the house needs and what a huge opportunity it is. Be loving and consider to one another. Use your colorful diversity and create something special. The house offers so many possibilities! See every task positively and don't forget each other. And even more important: Don't forget me, because I'm here and I'm so happy to be with you!
It greets you from the heart
Your Miss Fichtegeist
by Hannah Koeninger
© 2024 Das Fichte-Haus
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